Was ist orthomolekulare Medizin?

Die orthomolekulare Medizin bildet die wissenschaftliche Grundlage für den kausalen Einsatz von Mikronährstoffen. Ihre Ziele sind die  Vorbeugung von ernährungsbedingten oder chronisch-degenerativen Krankheiten,  die Unterstützung einer medikamentösen Therapie bereits eingetretener Krankheiten, die Verbesserung des individuellen Gesundheitszustandes sowie den Erhalt der Vitalität und Leistungsfähigkeit bis ins hohe Lebensalter. 

Die klassische Rolle der Mikronährstoffe (Vitamine, Spurenelemente, Mineralstoffe) im Hinblick auf die Verhütung von Mangelerkrankungen ist in den Hintergrund gerückt. Ihre neue Rolle besteht in der Optimierung der Gesundheit und Prävention chronischer Krankheiten. Sie werden in diesem Kontext gezielt und oft höher dosiert, als über die Nahrungsaufnahme möglich, eingesetzt.

Unsere Infusionen enthalten abgestimmt auf die jeweilige Indikation neben Mineralstoffen auch Aminosäuren als primäre Bausteine von Proteinen. Im Folgenden möchten wir Ihnen die Wirkungen, der von uns verwendeten Wirkstoffe kurz erläutern.

Arginin

Die Aminosäure Arginin wirkt vasodilatierend, d.h. gefäßerweiternd und damit für eine bessere Durchblutung. Die benötigte Sauerstoffmenge sinkt und das Leistungsniveau steigt. Daher kann es auch bei der Tinnitusbehandlung positive Effekte erzielen. Es wirkt außerdem entgiftend, weil seine Metabolite Ornithin und Citrullin über den Harnstoffzyklus Ammoniak deaktivieren. Über Stimulation des somatotropen Hormons (STH) wirkt es bei intravenöser, hochdosierter Gabe muskelauf- und fettabbauend.

Biotin

Biotin, auch Vitamin B7 oder Vitamin H  genannt, spielt eine wichtige Rolle für Haut, Haar und Nägel weil es am Keratinaufbau unmittelbar beteiligt ist. Außerdem ist Biotin im Abbau der vier essenziellen Aminosäuren Methionin, Isoleucin, Threonin und Valin sowie im Fettsäurestoffwechsel von zentraler Bedeutung.

Carnitin

L-Carnitin besteht aus den Aminosäuren Methionin und Lysin. Es ist ein Co-Faktor der Acetylcholin-Synthese und führt damit zu einer Parasympathikusaktivierung. Darüber hinaus fördert L-Carnitin den Transport von Fettsäuren in die “Kraftwerke” des Körpers, den Mitochondrien, damit diese zu Energie umgewandelt werden können. Es ist der einzige Stoff, der langkettige Fettsäuren über die innerste Mitochondrienmembran in die Mitochondrien bringen kann, wo sie verbrannt werden können. Umgekehrt transportiert L-Carnitin die Stoffwechselprodukte des Zitronensäurezyklus wieder aus den Mitochondrien heraus und zurück ins Zytoplasma. Bei Personen, die täglich viel Energie verbrauchen, wie bei schwerer körperlicher Arbeit, Sport und dergleichen, erhöht Carnitin die Energieproduktion in den Muskelzellen und verbessert die Sauerstoffaufnahme. 

Besonders reich an Mitochondrien sind Herzmuskel, Skelettmuskeln und Hirngewebe, was die energiesteigernde Wirkung von L-Carnitin auf Physis und Psyche erklärt.

90% des benötigten Carnitin müssen über die Nahrung oder anderweitig zugeführt werden, nur 10% kann der Körper aus Aminosäuren selbst herstellen.

Carnosin

Carnosin besteht aus den beiden Aminosäuren Alanin und Histidin und ist ein Anti-Age-Allrounder. Es ist eines der stärksten bekannten Antioxidantien. Es verhindert die Zellalterung, indem die Glykolisierung („Verzuckerung“) körpereigener Proteine (sog. AGE). Diese Damit kann es den Alterungsprozess der Zellen nicht nur aufhalten, sondern sogar zurückdrehen, was zahlreiche Studien (aus Japan, Australien und Russland) belegt haben. Der Carnosin-Bedarf steigt mit zunehmendem Alter.

Cholin

Cholin ist ein essenzieller und lebensnotwendiger Mikronährstoff. Es wird im Stoffwechsel zu Acetylcholin umgewandelt und dient als wichtiger Neurotransmitter. Es trägt zur Regulation des vegetativen Nervensystems bei und wirkt stimulierend auf den Parasympathikus. Es kommt als Bestandteil des Phospholipides Lecithins in allen Zellwänden vor und ist besonders reich im Gehirn vorhanden. Mit zunehmendem Alter nimmt die Cholinaufnahme in das Gehirn ab.

Eisen-Saccharose

Eisen wird für zahlreiche Stoffwechselprozesse sowie die Blutbildung benötigt. Bei suboptimal gefüllten Eisenspeichern (Ferritin) kann es zu Müdigkeit, rissiger Haut und Fingernägeln sowie Infektanfälligkeit kommen. Je nach Ausgangswert des Ferritinspiegels kann bei entsprechenden Symptomen eine intravenöse Substitution sinnvoll sein.

Glutathion

Glutathion ist eines der stärksten natürlichen Antioxidantien. Es trägt effektiv zur Reduzierung von freien Radikalen (oxidativem und nitrosativem Stress) bei, sorgt für eine Verbesserung der Sauerstoffversorgung und stärkt das Immunsystem.

Glycin

Die Aminosäure Glycin führt als Neurotransmitter am  Glycin-Rezeptor zu einer Vagusaktivierung (Parasympathikus). Es ist ein wichtiger Bestandteil des Gluthations (- siehe dort), welches ein wichtiges Antioxidanz ist, und dessen Effekt verstärkt. 

α-Liponsäure 

Die Fettsäure Alpha-Liponsäure ist ein hochpotentes Antioxidanz. Es hat im Vergleich zu anderen Antioxidantien die Besonderheit, dass es sein antioxidatives Schutzpotential sowohl in wässrigen, als auch in lipidreichen Geweben ausüben kann und hierüber Lipide, Proteine und die DNA vor der Zerstörung durch freie Radikale schützen kann. Zusätzlich kann es weitere Antioxidantien (Vitamin C, Vitamin E, CoEnzymA, Glutathion) regenerieren, dass diese Antioxidantien ihrerseits wieder für die volle Funktion zur Verfügung stehen. Bei Schwermetallüberlastung wirkt es chelatierend, d.h. es kann diese binden und ausscheidungsfähig machen.

Weiterhin hat es positive Auswirkung auf das Immunsystem, indem es entzündungsfördernde Zytokine hemmt.  Darüber hinaus hat es eine zentrale Bedeutung im Fett-, Kohlehydrat- und Energiestoffwechsel (ATP-Produktion). Bei Diabetikern verbesserte es die Glucose-Aufnahme ins Gewebe, verhindert die „Verzuckerung“ (Glycosilierung) von Proteinen (HbA1c!) und mindert die Symptome einer diabetischen Polyneuropathie.

Magnesium

Magnesium wird auch als “Salz der inneren Ruhe” bezeichnet, da es eine sympatholytische Wirkung auf das vegetative Nervensystem hat. Es wirkt vasodilatierend, trägt zusätzlich zur schnelleren Erholung bei und hilft die Muskeln zu entspannen.

Mangan

Mangan ist ein Mineralstoff, der zu den so genannten essentiellen Spurenelementen zählt. Es ist Co-Faktor bei der Energiegewinnung in den Mitochondrien. Darüber hinaus spielt als Antioxidanz eine wichtige Rolle die Körperzellen vor oxidativem Stress zu schützen, indem es beim Ammoniakabbau hilft und als Teil der Superoxiddismutase aggressive freie Sauerstoffradikale zu Wasser umbaut.

N-Acetyl-Cystein (NAC)

Acetylcystein ist ein Abkömmling der natürlich vorkommenden, schwefelhaltigen Aminosäure Cystein und  als Schleimlöser bekannt. Es wirkt jedoch darüber hinaus als Antioxidanz, da es reaktive Sauerstoffmetabolite (reactive oxygen species, ROS), meist als Sauerstoffradikale bezeichnet, reduzieren kann.Aus Cystein und zwei weiteren Aminosäure kann der Körper außerdem das starke Antixidanz Glutathion herstellen. N-Acetyl-Cystein wirkt somit doppelt antioxidativ.

Ornithin

L-Ornithin ist eine nicht-essentielle Aminosäure und hilft bei Entgiftungsprozessen. Es neutralisiert Stickstoffmonoxid und wandelt als Teil des sog. Harnstoffzyklus giftges Ammoniak in Harnstoff um, so dass es ausgeschieden werden kann. Ferner ist Ornithin an wichtigen Aufbauprozessen der Muskeln sowie beim Abbau von Fetten in entscheidendem Maße beteiligt. Daher spielt es bei Diäten und beim Sport eine zentrale Rolle.

Selen

Selen gehört zu den lebenswichtigen, essentiellen, Spurenelementen. Es schützt als wichtiges Antioxidanz Zellen und Chromosomen vor aggressiven Sauerstoffradikalen (Peroxide) und als Teil des Enzyms Glutathionperoxidase für die Umwandlung von Peroxiden in unschädliche Stoffe mitverantwortlich. Bei erhöhten Belastungen mit Schwermetallen, z.B. Quecksilber, Blei und Cadmium erleichtert es die Ausleitung und schützt vor chemischen Mutagenen und Karzinogenen, z.B. vor Nitrosaminen, Benzpyren und Aflatoxinen. Auf diese Weise kann Selen die Gefahren des Rauchens etwas mindern, vor vorzeitiger Alterung schützen und das Immunsystem stärken. Selen schützt außerdem vor Thrombosen und stabilisiert die Thrombozyten und ist für eine normale Schilddrüsenfunktion unverzichtbar (positive Wirkungen insbesondere bei Schilddrüsenerkrankungen wie Hashimoto).

Taurin

Taurin ist eine Aminosäure, die im menschlichen Körper und in der täglichen Nahrung vorkommt. Es ist in einer Vielzahl von physiologischen Prozessen beteiligt. Der Mensch benötigt Taurin für die Bildung der Gallensäuren Taurocholsäure und Taurochenodesoxycolsäure, damit wirkt es entgiftend über Aktivierung des Leber-Galle-Systems. Weiterhin wirkt es als Radikalfänger (Antioxidanz), schützt essentielle Fettsäuren vor der Oxidation und moduliert die neuronale Erregungsübertragung indem es als beruhigender Neurotransmitter wirkt. 

Tryptophan

Tryptophan ist eine essentielle Aminosäure, die vom Körper selbst nicht hergestellt werden kann. Tryptophan wird vom Körper in Serotonin umgewandelt, ein Neurotransmitter der für die Steuerung unserer Stimmung verantwortlich ist und wie ein natürlicher Stimmungsaufheller wirken soll. Zudem trägt Tryptophan zu einem gesunden Schlaf bei. Sobald der Organismus nämlich das Tryptophan in Serotonin umgewandelt hat, kann er einen neuen Neurotransmitter namens Melatonin bilden, welcher bestens für seine Fähigkeit bekannt ist, das Schlafverhalten zu verbessern.

Vitamin B12

B-Vitamine spielen eine wichtige Rolle im Zellstoffwechsel. Vitamin B12 ist unter anderem beteiligt an der Zellteilung, dem Energie- und Lipidstoffwechsel, der Blutbildung, Synthese von Hormonen und Neurotransmittern. Es schütz Nerven im ZNS und Gehirn und wirkt entgiftend und beim Abbau von Homocystein, welches einen Risikofaktor für Herz-Kreislauferkrankungen darstellt. 

Veganer und Vegatarier, sowie Patienten mit Damrresorptionsstörungen sind besonders gefährdet einen Mangel zu entwickeln. Ein erhöhter Bedarf besteht in Schwangerschaft und Stillzeit, in Stressphasen, beim Leistungssport, einseitiger oder falscher Ernährung (viel Alkohol), Einnahme bestimmter Medikamente (z.B. PPI, Protonenpumpenhemmer), bei Rauchern und im Alter. 

Vitamin C

Ascorbinsäure kann in hohen Dosierungen im Körper gebildete, sogenannte freie Radikale abfangen und neutralisieren. Vitamin C ist außerdem wichtig für das menschliche Immunsystem und es unterstützt die Entgiftungsfunktion der Leber.

Darüber hinaus benötigt der Organismus Vitamin C für den Aufbau von Kollagen. Kollagen ist das am häufigsten vorkommende Eiweiß des menschlichen Körpers und das wichtigste Strukturprotein des Bindegewebes, der Knochen, der Haut, Zähne, Blutgefäße und Nerven.

Auch die Eisenaufnahme wird von der Ascorbinsäure unterstützt: Das Spurenelement Eisen kann im Dünndarm in Verbindung mit Vitamin C besser aufgenommen werden. Damit beugt es auch einem Eisenmangel vor.

Bei entzündlichen Erkrankungen sowie nach schweren Verletzungen kann der Vitamin-C-Bedarf erhöht sein. Auch Raucher, Leistungssportler und andere Menschen, die häufig physischen oder psychischen Stresssituationen ausgesetzt sind, benötigen mehr Vitamin C.

Aufgrund seiner zahlreichen positiven Wirkungen auf den Stoffwechsel Vitamin-C-Hochdosis-Therapie bei erhöhter Stressbelastung zum Beispiel während der Wechseljahre, im Rahmen von Schilddrüsenerkrankungen, zur Therapie eines akuten Infektes, aber auch zur Vitalisierung während der Rekonvaleszenz angedacht werden.

Zink

Das essentielle Spurenelement Zink hat eine außerordentlich wichtige Funktion im Stoffwechsel, da es als Cofaktor für ca 300 Enzyme unverzichtbar ist. Es ist Bestandteil der Superoxiddismutase und wirkt daher auch als Antioxidanz. Darüber hinaus wirkt es entgiftend (Alkohol- und Ammoniakaabbau), ist wichtig für Haut und Haar und das stärkt das Immunsystem.